Erfahrungsbericht

Supervision mit Ulrike Leye – Coaching Hilfe von außen

von Elke Werner

… es war einmal ein großer Stuhlkreis. Mir gegenüber, Ulrike Leye aus Berlin. Supervisorin, Coach, (Hexe?), eine Frau, die unserem Europäischen Shiatsu Institut (ESI) Unterstützung für eine gemeinsame Weiterentwicklung bieten soll.

Seit fünf Jahren bin ich Lehrerin am ESI (Münster), habe fünf Lehrer-/ Organisatorentreffen erlebt und immer wieder mitgenommen, dass auch Shiatsumenschen in einer Großgruppe heftig verstrickt sind. So viel Potential, wunderbare Individuen mit Freigeist und Kreativität. Und doch stießen wir auch all die Jahre an unsere Grenzen der Kommunikation und Interaktion.

Dieses Jahr, 2010, nun also mit Hilfe von außen. Ich bin innerlich bereit und doch auch skeptisch. Wie gesagt, da sitzt Ulrike mir nun an diesem ersten Abend gegenüber – mit verschränkten Armen und gekreuzten Beinen! Neben ihr die Übersetzerin für die italienischen Kolleginnen. Wie gut, dass wir alle dadurch in unserer Muttersprache hörbar wurden.

Zuvor war die Verständigung auf Englisch. Dadurch konnte sich jeder hinter einer Fremdsprache verstecken und das Persönliche mühelos außen vor lassen – wie unglücklich!!!!

Nach einer Weile kann ich nicht mehr an mich halten. Mich wühlt diese gespiegelte Abwehrhaltung von Ulrike auf:

„Ich höre, dass Du uns ermuntern möchtest, in einen offenen Austausch zu gehen. Ich sehe in Deiner Körpersprache nach allem, was ich gelernt habe, jedoch ein „Nein“. Sie entgegnet mir, dass sie die Energie im Raum halte, spiegele und sie könne mir erklären, wie sich das mit der Energie zeige, „ich kann selber fühlen“, sage ich mit Herzrasen.

Dieser Moment zeigte sich für mich im Späteren als entscheidend für ein inneres Sich – Öffnen und Mitgehen für das, was Ulrike mit uns erarbeitet hat.

Wie in allen Organisationsformen, hat sich auch in unserem Kollegenkreis ein kollektives Unbewusstes angesammelt. Es entwickelte sich eine Struktur von Versorgern und „Versorgt werdenden“. Ulrike hat mit einer sehr klaren und entschiedenen und gleichzeitig ausgerichteten und angebundenen Art wachgerüttelt. Zu Beginn war es energetisch schier nicht auszuhalten, da es in der Gruppe sehr viel Widerstand gab. Anhand von Einzelarbeit mit Menschen, die bereit waren, fand Ulrike ein kleines Türchen zur Gesamtgruppe. Wesentlich war es erst einmal aufzuzeigen, dass es eine unabdingbare Voraussetzung ist, zunächst das Persönliche zu klären, bevor ein Werkeln auf professioneller Ebene mög­lich wird. Oh, das dauerte dann anderthalb Tage und auch dann gab es noch Einsprüche. Schließlich hat die Gruppe sich normaler­weise zusammengefunden, um an Inhalten zu arbeiten und nicht, um irgendwelche „psychologisch – persönlichen Probleme“ anzu­sehen. Dazu Ulrike: „Ihr habt hart gearbeitet, es ist Zeit zu ernten.“ Ich war bereits am zweiten Tag völlig überzeugt davon, dass diese Unterstützung genau das ist, wonach ich mich in all den anderen Treffen gesehnt habe. Ich weiß sehr genau diesen Moment, als Ulrike mit uns über die emotionale Kompetenz sprach. Diese Fähigkeit steht über allen anderen. Es gab einen Moment der Stille in der Gruppe und ich weinte vor Rührung und Glück, weil ich die Gruppe zum ersten Mal auf einer Ebene spürte. Da wurde soviel Kraft frei und die Gruppe kam zusammen, unabhängig davon, ob ein Lehrer seit 25 oder fünf Jahren zum Team gehörte. Die Menschen wurden sichtbar und spürbar!!!!!

Es geht um die gegenseitige Wertschätzung, sich mit all dem, was über die Jahre erarbeitet wurde, innerlich anzulehnen und sich an diesem großartigen Netzwerk zu erfreuen. „Abgrenzung ist ein altes Paradigma, Vernetzung ist ein Neues.“

Ulrike spiegelte brillant wider, was ist, und das große Potential in der Gruppe, wurde immer spürbarer!

Wesentlich waren ihre Hilfen über die Sprache. So ist unsere verbale Welt zum Beispiel voller „müssen“. Das macht eng und nimmt Raum. „Müssen schafft eine hierarchische Struktur.“

Zudem ermöglichte uns Ulrikes Arbeit, individuelle Glaubens­muster anzusehen und über deren Auflösung unser gemeinsames Feld zu stärken. „Ein Vorwurf ist ein schlecht formulierter Wunsch.“ Auch diese Aussage hat geholfen, in ein offeneres Begegnen zu kommen.

Die letzten Zweifler kamen an Bord, als deutlich wurde, dass auch das „Nicht-Zustimmen“ und „im Widerstand sein“ eine Berechti­gung hat.

ln der Anerkennung dessen was ist, gibt es Kraft für jeden Einzel­nen und auch für die Gruppe. Es gab immer wieder Momente, in denen sich eine Person ihren Verstrickungen stellte und die Gruppe den Raum hielt. So wurde nach und nach die Energie im Raum klarer und weiter.

Nur in der Kraft der Eigenverantwortung, mit gegenseitigem Vertrauen und tiefem Annehmen der Unterschiedlichkeit jedes Einzel­nen, gibt es einen Raum, der lebendig wird.

Ulrike verstand es, mit ihrer liebevollen Beharrlichkeit unsere Chancen und Potentiale aufzuzeigen.

Diese vier Tage führten dann auch zu einer Neuwahl des Vorstands. Die Zeremonie, die Ulrike nach schamanischen Bräu­chen gestaltete, war ein besonderes Erlebnis. Nach all der Emotio­nalität und Bewegung im Innen und Außen, durften die Menschen, die sich berufen fühlten, sich selbst zur Wahl stellen. Innerlich fühlte ich mich aufgewühlt und hin und her gerissen. Ulrikes Spiegelung hat mir geholfen, in meine Kraft zu kommen, So „stand es mich auf“ und ich wurde von vielen Menschen mit guten Wünschen gewählt und gesegnet. Ich bin seit vier Monaten eine von Vieren unseres Vorstandes. Die Gefahr wieder in alte Muster zu fallen, ist natürlich noch groß. Zwischendurch lehne ich mich an die spürbare Kraft des Netzwerks an und versuche, in meiner Rolle als Vorstandsmitglied an die wertvolle Erfahrung mit Ulrike anzu­knüpfen.

Das Erleben mit Ulrike hat so sehr verdeutlicht, dass wir ALLE in Eigenverantwortung und Verbindung viel mehr Kraft haben.
Das gilt es immer wieder zu erinnern!!!!!